Handballer bringen Soft-Skills mit in die Arbeitswelt
Teil II unseres Interviews mit Laszlo Gilanyi
Für eine nachhaltig erfolgreiche Stellenbesetzung spielen Soft-Skills eine bedeutende Rolle. Sport fördert die Entwicklung dieser gefragten Soft-Skills, die dann auch im Arbeitsleben dienlich sind. Daher haben wir uns mit Laszlo Gilanyi von der HSG Kastellaun/Simmern darüber unterhalten, welche Soft-Skills einen guten Handballer ausmachen, wie sich Frauen- und Männerteams unterscheiden und wie Führung für ihn in seiner aktiven Zeit als Trainer aussah.
Handballer Soft-Skills
- Die drei wichtigsten Soft-Skills eines guten Handballers sind laut Laszlo Gilanyi:
- Teamfähigkeit, weil Einer alleine es nicht schaffen kann,
- Disziplin und
- Identifikation mit dem Sport.
- Handballer, die schneller wieder das Handtuch werfen, sind diejenigen,
- die keine bzw. wenig Frustrationstoleranz haben,
- egozentrisch sind und
- bei Misserfolgen Mitspielern die Schuld dafür geben.
Als Teamspieler muss man sich auch freuen können, wenn der Mitspieler das entscheidende Tor wirft. Zudem muss ein guter Spieler auch in der Lage sein, Schwächere integrieren zu können und nicht meckern: „Der spielt schon wieder“. Hier würde Laszlo Gilanyi auch schon mal einen Leistungsträger aus dem Spiel nehmen, wenn dieser so etwas nicht versteht. Ein guter Spieler sollte zwischen einem gesunden Selbstbewusstsein und Anpassung variieren. Er muss sowohl eine eigene Meinung haben und dafür einstehen, als auch sich von anderen überzeugen lassen können. Ein anerkannter Spieler muss also situativ sowohl die Führung übernehmen können als auch andere führen lassen können. Die Führungsfähigkeiten bei einem Spieler kann der Trainer auch gezielt fördern. Unter anderem durch das Werfen lassen eines Siebenmeters: Hier muss der Spieler mentale Stärke besitzen und darf keine Angst vor dem Versagen haben. Führungsfähigkeiten bei Spielern kann auch durch die Aufgabe, schwächere Spieler ins Spiel und in die Mannschaft zu integrieren, gefördert werden.
„Weibliche“ und „männliche“ Soft-Skills
Interessanterweise findet er es aus Handballsicht nicht weiter verwunderlich, dass es Männer und Frauen-Teams gibt, jedoch kein Mixed Teams in den regulären Ligen. Schließlich sagt er, gibt es körperliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, daher würden gemischte Mannschaften in solch einem körperlichen Sport keinen Sinn machen. Nachvollziehbar. Aus unserem GFA Blickwinkel ist diese Selbstverständlichkeit der Geschlechtertrennung dennoch verwunderlich, da wir durch das Allgemeine Gleichstellungsgesetz dazu verpflichtet sind bspw. Stellen immer in beiden Geschlechtsformen auszuschreiben, auch wenn für die Stelle bestimmte körperliche Anforderungen gelten.
Ohne Schubladen aufmachen zu wollen, sieht Laszlo Gilanyi durchaus Unterschiede hinsichtlich der Soft-Skills bei Frauen- und Männermannschaften im Handball. Seiner Meinung nach nehmen Frauen Dinge viel schneller persönlich und es kommt schneller zu Konflikten. Hier muss man als Trainer eher aufpassen, was man wie sagt. Männer sind diesbezüglich einfacher im Umgang. Sie fühlen sich weniger schnell persönlich angegriffen. Hier sieht er es jedoch als große Herausforderung, dass Männer weniger Gefühle zeigen. Das mache es für Trainer schwieriger auf sie einzugehen und zu führen, weil man weniger Feedback erhält. Bezogen auf diesen Aspekt, empfindet er Frauen als einfacher zu führen.
Soft-Skill Führung à la Laszlo Gilanyi
Unabhängig vom Geschlecht sieht Laszlo Gilanyi es als essentiell, sich als Trainer ebenso wie als Führungspersönlichkeit zu fragen, wie man sein Team mitnehmen kann. Für ihn ist hier der Ansatz, sich Zeit nehmen, um alle Spieler kennen zu lernen. Das bezieht sich nicht nur auf das Training, sondern auch auf Gespräche, Feiern und Alltagsfragen. Man muss sich die Zeit nehmen, sich menschlich zu kennen. Erst dann, sagt er, ist man dazu fähig, in jeder Lage individuell auf seine Spieler eingehen zu können. Das kann abhängig von der Situation sehr unterschiedlich sein. Wo der eine Spieler eher eine härtere Behandlung, sozusagen den verbalen Tritt in den Hintern, nötig hat, wäre das bei einem anderen gerade das Quäntchen zuviel.
Neben dem situativen Führen, empfindet er es als sehr wichtig, authentisch zu sein. Er erachtet es als zentral, 100% Motivation und Einsatz zu zeigen und vorzuleben. So sagt er über sich selbst, dass er als Trainer zu viel geschrieen habe. Jedoch sei das bei Keinem falsch rüber gekommen, weil jeder gewusst habe, dass es nicht persönlich gemeint ist. Dann konnten sogar die Jugend-Mannschaften damit umgehen.
Unabhängig davon kommt es in einer Zusammenarbeit immer auch mal zu Missverständnissen oder Problemen. Dann sagt er, ist es wichtig, jemanden zu haben, mit dem man reden kann. Hier hilft es sehr, wenn man, wie in seinem Fall, die Unterstützung von daheim habe und eine Familie, die sich ebenso für Handball begeistern kann.
Ähnlichkeiten zwischen Arbeitsleben und Handball
In Bezug auf Soft-Skills lassen sich sehr viele Parallelen zwischen Sport und Arbeitsleben ziehen. Insbesondere bei einem Teamsport wie Handball, da die Teamarbeit auch in der Arbeitswelt eine zentrale Rolle einnimmt. In beiden Fällen müssen oft sehr heterogene Charaktere unter einen Hut gebracht werden. Ebenso müssen eigene, persönliche Ziele mit denen des Unternehmens bzw. Vereins in Einklang gebracht und so Zielkonflikte verhindert werden. Ein Handballspieler muss sich ebenso wie ein Arbeitnehmer je nach Anforderung unterordnen können bzw. die Führung übernehmen. Führungsqualitäten werden auch von einem guten Mannschaftskapitän und Trainer erwartet. Nichtsdestotrotz gibt es in einer Mannschaft ebenso wie in einem Unternehmen auch informelle Führer, die etwa trösten, motivieren oder bei einer Feier für Stimmung sorgen. Daher sieht Laszlo Gilanyi Handball, ebenso wie ehrenamtliches Engagement, als eine gute Vorbereitung für das Arbeitsleben.
Herr Gilanyi, vielen Dank für ein zugleich spannendes und entspanntes Gespräch.
Weitere Themen
Leo De Sousa – ein Gespräch über Grenzen
Da Leo De Sousa sich im Interview nicht selbst beschreiben will, hat er seine Fußballjungs gefragt. Die D-Jugend des JFV sagt über ihren Trainer...
Constantin Prinz zu Salm-Salm über die Parallelen von Rugby und Geschäftsleben
Viele würden Constantin Prinz zu Salm-Salm sicherlich beneiden: Der geschäftsführende Gesellschafter der Salm-Salm und Partner GmbH in Wallhausen bei Bad Kreuznach hatte noch nie in seinem Leben ein Vorstellungsgespräch. Da die GFA für das Unternehmen im Rahmen der Personalberatung das Recruiting übernimmt, fühlte er sich bei den Fragen für diesen Blog-Beitrag etwas wie in einem Vorstellungsgespräch. In seinem „ersten, wenn auch unechten Job-Interview“ haben wir darüber gesprochen, welche Bedeutung das Erkennen individueller Stärken hat und was er im Rugby für das Geschäftsleben gelernt hat.
„Oma der Kompanie“ hat Gabi sich zu Anfang unseres Gespräches selbst betitelt – und gleich darauf ein verwundertes und sehr erfreutes, „und dass ich in dem Alter noch eingestellt wurde“, nachgeschoben. Warum sie das so sehr freut, wird im weiteren Verlauf des Gesprächs deutlich.
Maximilian Spall: Ein Alphatier mit Freude am Erfolg
Das spielerische der Artikel und die gut angezogenen Verkäufer, die immer neue Autos fuhren, beeindruckten den kleinen Maximilian. So wusch er deren Autos als Junge immer gerne gegen gutes Trinkgeld. Später fuhr er die schnellen Autos selbst und kam seiner Passion dem Motorsport nach. Heute hat er dagegen ein entschleunigteres Hobby. Aber der Reihe nach.