Was suchen Sie?
Express
Bewerbung

Markus Jung – Auf dem Weg der Veränderung

Markus Jung – Auf dem Weg der Veränderung

Ein Sprichwort lautet „Veränderung ist am Anfang schwer, in der Mitte chaotisch und am Ende wunderschön“. Im Fall von Markus Jung, bedeutet sehr „schwer“, zu Anfang 205 kg Körpergewicht, körperlich entkräftet und das Abi nicht geschafft. Seine komplette Zukunft, die er sich vorgestellt hatte, war weg. Zusätzlich die vielen Pfunde. Er fiel erst einmal in ein Loch, blieb zu Hause auf dem Sofa. Aufgrund von Panikattacken und Einsamkeit wollte er monatelang nicht mehr raus. Unterdessen ist er wieder vom Sofa aufgestanden und hat sich auf den Weg gemacht – ein sehr langer Weg, der nun schon über fünf Jahre andauert.

„Veränderung ist am Anfang schwer“

Markus Jung hat in seiner ursprünglichen Heimat Bayern die Mittlere Reife abgeschlossen. Danach hat er eine schulische Ausbildung als technischer Assistent absolviert und wollte auf der Berufsoberschule Abi machen. Nachdem das gescheitert war, blieb er erst einmal Zuhause. Wortwörtlich Zuhause – nur noch auf dem Sofa vor dem PC. Das war einfacher mit seinen 205 kg, die ihn auch körperlich enorm belastet haben. Irgendwann kam der Wendepunkt. Der Wille zur Veränderung war da - hin zu besserer Gesundheit und einem glücklicheren Leben. Er hat beschlossen, dass er nicht mit 50 Jahren sterben will. Daher hat er angefangen, sich um sich selbst zu kümmern, sowohl körperlich als auch intellektuell.

Die Suche nach sich selbst

Er hat angefangen viel zu lesen, um seinen Horizont zu erweitern. Von der Tatsachenerzählung Truman Capotes über einen Vierfach-Mord „In cold blood“ über Shakespeare-Klassiker und Immanuel Kant bis hin zu Richard Dawkins Buch „The God Delusion“, das als einer der Haupttexte des „Neuen Atheismus“ gilt.

Insgesamt hat er sich viel mit Glaube, Religion und Philosophie beschäftigt. Zwar wurde er christlich erzogen, was er auch nicht schlecht findet. Jedoch sagt er von sich selbst, dass er Atheist ist. Warum sollte er glauben, was nicht bewiesen ist!? Um Atheist zu sein, muss er sich trotzdem mit Religion beschäftigen. Sich intensiv mit etwas auseinander zu setzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden, das ist ihm extrem wichtig. Ebenso wie der richtige Kontext, in den eine Information gesetzt wird.

Körperliche Veränderung

Wie bei vielem anderen, hat er sich auch für das Abnehmen Informationen beschafft. Zuvor waren verschiedene Versuche kläglich gescheitert oder hatten einen Jojo-Effekt zur Folge. Also hat er sich über Proteine, Kohlenhydrate und Fette informiert. Hinzu kam Bewegung. Zu Anfang alleine im Wald bzw. im Dunkeln, damit keiner „den Dicken“ sieht. Später ist er auch tagsüber Laufen gegangen. Den Ausschlag gab ein Nachbar, der ihn gesehen hatte. Der kleine, aber feine Unterschied, als er in dessen Gesicht „Super, der Dicke macht was“ statt „Igitt, der Dicke läuft“ lesen konnte.

Durch mehr Bewegung konnte er bis zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Kilo abnehmen. Dann ist er zu seiner Mutter in den Hunsrück gezogen. Durch das verändertes Umfeld und das Umstellen von alten ungesunden Gewohnheiten, wie Fastfood, auf neue gesunde Alternativen, hat er es dann geschafft, weiter abzunehmen.

Hinzu kam noch Kraftsport, der ihn extrem dabei unterstützte den Wandel zu einem neuen Lebensstil zu vollenden. Um Abzunehmen sagt er, müsste man eigentlich nur das „CICO-Prinzip“ kennen. CICO steht für „Calories in, Calories out“ – wer also weniger Kalorien isst als er am Tag verbraucht, nimmt ab.

„In der Mitte chaotisch“

Zwischenzeitlich wurde es dann etwas chaotisch. Über seinen Vater war er früher privat krankenversichert. Allerdings hatte er die freiwillige Weiterversicherung verpasst. So hätte er sich selbst für rund 800-900 € im Monat privat krankenversichern müssen. Das Geld besaß er nicht und ein Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung war nicht möglich. So kam er zum Jobcenter, musste Hartz IV beantragen und wurde Teilnehmer in einer Maßnahme bei der GFA.

Dass nun das Jobcenter für ihn zahlen musste, fand er moralisch nicht gut. Gemeinsam mit GFA-Jobcoach Nicola Morgenroth konnte jedoch das Debakel mit der Versicherung gelöst werden. Außerdem wurde eine Stelle als Trainer im Fitness-Studio gefunden. Dort war er zuvor bereits jeden Tag als Kunde. Nach einer mehrtägigen Ausbildung als Fitness-Trainer, hat er sich gefreut, andere beim Abnehmen zu begleiten. Die eigene Erfahrung lässt ihn jedoch nicht glauben, dass er den „heiligen Gral zum Abnehmen“ gefunden hat. Er findet, er kann jemandem mit seiner eigenen Geschichte lediglich motivieren und Wege aufzeigen. Allerdings war seine ihm vorgegebene Priorität als Fitness-Trainer weniger beim Abnehmen zu unterstützen als möglichst lange Studio-Verträge an die Kunden zu verkaufen. Mit seinem Wissen, dass ein Fitness-Studio nicht notwendig ist, um abzunehmen, sondern dass es auf die Einstellung ankommt, fand er diese Tatsache oft schwierig.

Sein befristeter Vertrag dort wurde nicht verlängert. Sein Vater ist gestorben. Er lebt jetzt von einem kleinen Erbe und bezieht kein Hartz IV mehr. Das findet er auch fair.

 

„Und am Ende wunderschön“

Er ist bereits weit gekommen. Unterdessen hat er unglaubliche 105 kg abgenommen - ohne Magenverkleinerung oder ähnliches. Eine große mehrstündige Operation in der sechs Kilo Haut entfernt wurden, ist abgeschlossen. Seitdem hat er keine Rückenschmerzen mehr. Danach trug er noch ein Korsett, um die Bauchhaut wieder anzudrücken. Eigentlich sollte er zwei Monate vom Sport pausieren, aber er ließ sich nicht bremsen und trainiert wieder vorsichtig. Er hat unterdessen seine Liebe für den Kraft-Sport entdeckt und isst nun um Muskeln aufzubauen. Außerdem merkt er an, sieht man dadurch besser aus. Mit extremen Übergewicht fühlte er sich sozial ausgegrenzt und empfand es schwer Kontakte zu knüpfen.

Daher einer der Wünsche auf seiner Bucket List: Einmal „richtig krass“ verliebt sein und das nicht einseitig. Außerdem will er noch viel von der Welt sehen, sofern das finanziell möglich ist und am liebsten ein Buch schreiben. Dinge, wie aus einem Flugzeug springen, stehen nicht auf seiner Wunschliste. Nicht, dass plötzlich der Fallschirm nicht öffnen würde.

Außerdem ein ganz großer Wunsch, dass ein Personaler ihn zum Vorstellungsgespräch einlädt. Bisher waren seine Versuche eine Ausbildungsstelle zu finden vergeblich. Er kann irgendwie verstehen, dass ihn niemand einstellt. Er selbst würde wohl auch jemand direkt nach der Schule einstellen. Allerdings hat man mit so einem Mitarbeiter wahrscheinlich andere Probleme, findet er. Die letzten fünf Jahre haben seinen Charakter geprägt und die Diäten haben ihn gelehrt, etwas durchzuziehen. Ende des Jahres steht die letzte große OP an, in der wieder Haut entfernt wird. Aktuell holt er sein Abi per Fernstudium nach und will danach studieren, sofern er nicht seinen Jackpot erwischt und einen dualen Studienplatz findet.

Unterm Strich ist er noch nicht glücklich, das „Leben noch nicht wunderschön“, aber sehr viel glücklicher als vor fünf Jahren. Er versucht jeden Tag aus einem „Nein“, ein „Ja“ zu machen. Seine Reise ist noch nicht am Ende.

To be continued.

Weitere Themen

Sebastian Weber – Zielstrebig vom Azubi zum Prokurist in der Firma Zwetsch

Oft heißt es, „einmal Azubi immer Azubi“, nicht so für Sebastian Weber. Er arbeitet bei der Firma Georg Zwetsch GmbH in Idar-Oberstein, einem Firmenkunden der GFA. Im Interview hat er uns erzählt, was ihn an seinem Arbeitgeber begeistert und welchen Herausforderungen er sich noch stellen möchte – sowohl beruflich als auch privat.

Die Oma der Kompanie

„Oma der Kompanie“ hat Gabi sich zu Anfang unseres Gespräches selbst betitelt – und gleich darauf ein verwundertes und sehr erfreutes, „und dass ich in dem Alter noch eingestellt wurde“, nachgeschoben. Warum sie das so sehr freut, wird im weiteren Verlauf des Gesprächs deutlich.

Constantin Prinz zu Salm-Salm über die Parallelen von Rugby und Geschäftsleben

Viele würden Constantin Prinz zu Salm-Salm sicherlich beneiden: Der geschäftsführende Gesellschafter der Salm-Salm und Partner GmbH in Wallhausen bei Bad Kreuznach hatte noch nie in seinem Leben ein Vorstellungsgespräch. Da die GFA für das Unternehmen im Rahmen der Personalberatung das Recruiting übernimmt, fühlte er sich bei den Fragen für diesen Blog-Beitrag etwas wie in einem Vorstellungsgespräch. In seinem „ersten, wenn auch unechten Job-Interview“ haben wir darüber gesprochen, welche Bedeutung das Erkennen individueller Stärken hat und was er im Rugby für das Geschäftsleben gelernt hat.