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Adnan Kulovic - die Ziele fest im Blick

Sein Weg zum Handball

Aufgewachsen ist der heute 23-jährige in Bosnien und Herzegowina. Der Vater war bei der bosnischen Armee, wurde dann arbeitslos. Die Mutter war ebenfalls arbeitslos. So hat er bereits als Siebenjähriger in der heimischen Landwirtschaft mitgeholfen. Als sein Vater nach einem Unfall ein Jahr lang krank war, hat er im Alter von 14 Jahren mit seinem Großvater zusammen neben der Schule daheim die Kühe und Schafe versorgt, sowie selbst Apfelsaft hergestellt, damit die Familie versorgt war. Auf dem eigenen Hof war alles „bio“. Deshalb sei er so groß geworden, wie er schmunzelnd sagt.

Wer den „Riesen“ vor sich stehen sieht, wundert sich nicht, dass er im Handball recht schnell erfolgreich war. Aufbauend auf seiner Karateerfahrung, wo er bis hin zum schwarzen Gürtel trainiert hat, wechselte er mit sechszehn Jahren zum Handball. Seine Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit aus dem Karate, zusammen mit seiner Körpergröße – das verschafft ihm den einen oder anderen Vorteil im Handball. Aber auch das Handballspielen an sich hat ihm bzw. seiner Familie Vorteile verschafft. So konnte er durch die Kontakte, die er im Verein knüpfte, seiner Mutter eine Arbeitsstelle besorgen.

Hinaus in die weite Welt

Mit 16 Jahren ist er für den Handball von Zuhause ausgezogen. Nach seiner Handball-Zeit in Bosnien ging er als Profi nach Libyen. Hier war vieles anders – das warme Meeresklima, die Traditionen und nicht zuletzt das Essen. Letzteres war ziemlich scharf. Zuerst hat er sich in Libyen mit Englisch verständigt, nach einem halben Jahr konnte er auch etwas Arabisch verstehen. In Libyen haben die Spieler weniger zusammen, als vielmehr alleine für sich ihre Grundfitness und Ausdauer trainiert. Da war es praktisch, dass er direkt neben dem Fitness-Studio gewohnt hat. Im Vergleich zu Bosnien war hier das Handballspiel sehr viel langsamer – das lag an der Mannschaft.

Als er dann nach Deutschland kam war die Umstellung größer. Eine Umstellung vom Profi- zum Amateur-Handball eben. Den Profi-Handball vergleicht Adnan Kulovic mit Boxen, denn selten kam er ohne blaue Flecken vom Spielfeld. Dort musste man einstecken können. So gab es dann die eine oder andere rote Karte als er in Deutschland wieder als Amateur zu spielen begann. Zumal es aufgrund seiner Körpergröße bei ihm auch gröber aussehe wie er sagt. Seit er im Hunsrück Handball spielt hat er nur noch selten blaue Flecken. Einmal verletzte er sich mit einem Bänderriss, aber der ist nun zum Glück wieder vollständig verheilt.

Ein zweites Standbein

Verletzungen und die Gefahr nicht mehr Handball spielen zu können, haben ihn unter anderem nach Deutschland geführt. Als Laszlo Gilanyi ihn vor drei Jahren zur HSG Kastellaun/Simmern holen wollte, bat er die GFA um Hilfe bei der Arbeitssuche. So macht Adnan nun hauptberuflich eine Ausbildung als Feinwerkmechaniker bei der SIM Metallbe- und –verarbeitungs GmbH in Simmern und spielt in seiner Freizeit Handball bei der HSG Kastellaun/Simmern.

Die Ausbildung macht ihm großen Spaß. Denn hier kommen zwei Sachen zusammen. Einmal ein gutes Arbeitsumfeld mit Kollegen die ihn gut aufgenommen haben und unterstützen sowie ein „mega Chef“, wie er sagt. Zudem ein Beruf, der ihm Spaß macht. Hier wird er gefordert, muss gutes Vorstellungsvermögen haben, sensibel für Toleranzen sein und manchmal auch über Kreativität verfügen, wenn es darum geht, das Metall richtig zu bearbeiten. Dabei liebt er es, auch mal an seine Grenzen zu gehen und sich selbst herausfordernden Aufgaben zu stellen.

Bildet Fernsehen doch!?

So war es auch eine große Herausforderung mit einer Ausbildung in einem Land zu beginnen, dessen Sprache er zwar einigermaßen verstehen, nicht jedoch schreiben und kaum sprechen konnte. Die Sprachkenntnisse, die er hatte, hat er sich selbst beigebracht. Als kleiner Junge vor dem Fernseher. Sein Vater hatte ein kleines TV-Gerät gekauft und davor saß er als kleiner Junge – man kann sich nur schwerlich vorstellen, dass er mal klein war – und schaute deutsches Fernsehen. Die anderen haben ihn für verrückt gehalten. Deutsche Serien zu schauen, obwohl er doch kein Wort verstand. Allerdings zahlte sich die Beharrlichkeit des kleinen Dickschädels aus. Das mit dem Dickschädel sagen seine Eltern über ihn. So waren seine Eltern sehr verblüfft, als einmal Besuch aus Deutschland kam und er plötzlich Deutsch verstehen konnte. Fernsehen bildet also doch!? ;-)

Seine Ziele

Nun hat er trotzdem den „Bildungsträger“ gewechselt und macht seine betriebliche Ausbildung. Danach würde er auch gerne weiter machen – vielleicht den Techniker machen oder eventuell sogar ein Studium. Denn er hat sein Vorhaben weiter fest im Blick. Neben seinem sportlichen Traum, gerne einmal in der Handball Champions League spielen zu wollen, sind seine Ziele: Feste Arbeit; gut verdienen, sodass er seine Familie in Bosnien unterstützen kann; ein eigenes Haus und ein schönes Auto. Alles ganz normal, wie er sagt, das würde ihm schon reichen. Auch wenn es mal nicht so lief, seine Ziele hat er nie aus den Augen verloren. Das nötige Selbstvertrauen hat er. Manchmal sogar zu viel davon, meint er selbst. Auf jeden Fall will er am Ende sagen können: „Das habe ich erreicht!“

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